Geschichte

Der lange Weg zur Gründung

Den Ausgangspunkt einer langen Reise bildete ein «Schlüsselerlebnis». 1991 fand in der röm.-kath. Pfarrkirche St. Pius das grösste Musikereignis statt, das Meggen je erlebt hat. 1010 Menschen wohnten dem Benefiz-Rezital bei, das Vater und Sohn Vladimir und Dimitri Ashkenazy anlässlich des 700 Jahr-Jubiläums der Eidgenossenschaft (1291-1991) gaben. Veranstalter war der Verkehrsverein Meggen (heute Kulturverein Meggen, der von Brigitte A. Lüthy präsidiert wird), der am Ende dieses Grossereignisses die beiden Organisationen WWF und UNICEF mit je 10'000 Franken und die Gassenküche Luzern mit 1'000 Franken beschenkte. Zurück blieb eine gewisse Frustration und Leere. Der Anlass war einzigartig, nicht wiederholbar. Mit dem Zuzug des weltberühmten Pianisten und Dirigenten Ashkenazy nach Meggen, dem wenig später der nicht weniger bekannte Querflötenvirtuose James Galway mit Gattin Jeanne folgte, und dem Bau des neuen Megger Gemeindesaals 1994 entstanden einzigartige Rahmenbedingungen für ein Kulturprojekt, das der Verkehrsverein Meggen zu seinem 90-Jahr-Jubiläum (1905-1995) vorbereitet hat. Die 89. Generalversammlung des Verkehrsvereins Meggen hat am 25. April 1994 den Antrag des Gesamtvorstands, der Stiftung für junge Musiktalente eine Starthilfe von Fr. 20'000.- zu schenken, einstimmig gutgeheissen. Weitere, wichtige finanzielle Mittel flossen später aus privaten Donationen, den beiden Benefiz-Rezitals mit Vater und Sohn Vladimir & Dimitri Ashkenazy am 14. November 1994 und mit James Galway am 4. Dezember 1994, schliesslich aus dem Kulturfonds der Gemeinde Meggen Fr. 30'000.-. Am 12. Januar 1995 hat der Verkehrsverein Meggen die Stiftung mit einem Kapital von Fr. 100'000.- errichtet.

Der Stiftungszweck

Ziel der Stiftung ist es, jungen Schweizer Spitzensolisten (Instrumentalisten bis zum 26. Altersjahr, Vokalisten bis zum 30. Altersjahr) einen Konzertauftritt im klassischen Bereich zu ermöglichen. Zwei Jungtalente werden jedes Jahr zu einer Matinee (Kammermusik-Rezital in der St. Charles Hall) und im darauf folgenden Jahr zu einem Auftritt mit einem Berufsorchester vor grossem Publikum (Grossveranstaltung im Gemeindesaal) nach Meggen eingeladen.

Auswahlkriterien: hohe Musikalität, Belastbarkeit und persönliche Ausstrahlung

Stets wird nach den besten Talenten in der ganzen Schweiz gesucht. Bei Gleichwertigkeit zweier Talente erhält das Talent aus dem Kanton Luzern den Vorzug. Ziel der jährlichen Anstrengungen ist ein vielfältiges, abwechslungsreiches Konzertprogramm. Dies zeigt sich in der Wahl verschiedenartiger Soloinstrumente, wohl wissend, dass Violine und Klavier stets eine dominante Rolle spielen werden. Wichtigster Berater bei der Auswahl der Talente ist J. Roman Widmer, Ehrenpräsident des Schweizerischen Musikpädagogischen Verbandes (SMPV), der auch dem Patronatskomitee der Stiftung angehört.
Bis heute sind jedes Jahr zwei Einladungen verschickt worden, einmal für die Matinee und im Folgejahr für das Orchesterkonzert. 2005 wurde wegen der zwei Doppelkonzerte im Jubiläumsjahr ausnahmsweise noch eine Soirée ins Programm aufgenommen.

Das 10-Jahr-Jubiläum 2005

Das Konzert-Programm zum Dezenniums-Jubiläum der Stiftung ist weitgehend ein Verdienst von Howard Griffiths, Chefdirigent des Zürcher Kammerorchesters. Die Stiftung für junge Musiktalente hat 1995 ihr Jahreskonzert mit dem Zürcher Kammerorchester unter der Leitung von Howard Griffiths begonnen und wird zum Dezenniums- Jubiläum wieder mit diesem wunderbaren Kammermusikensemble unter der Stabführung von Howard Griffiths zusammen arbeiten. Die Fülle von möglichen Talenten inspirierte Howard Griffiths zur Idee zweier Doppelkonzerte im Jubiläumsjahr. Alle vier Talente haben sich dem Klassik interessierten Publikum in Meggen bereits vorgestellt. Jakub Dzialak und Malwina Sosnowska entzückten das Publikum im Schloss Meggenhorn mit ihrer Kammermusik-Soiree am 15. Mai 2004. Thierry Roggen und Simone Sommerhalder haben das Publikum in der St. Charles Hall mit ihrer Kammermusik-Matinee am 16. Mai 2004 restlos begeistert. Gelegenheit zur Wiederbegegnung besteht am Freitag, 23. September 2005, 20 Uhr im Gemeindesaal,  wo die vier Solisten mit dem international renommierten Zürcher Kammerorchester in zwei Doppelkonzerten auftreten.

Finanzielle und steuerliche Aspekte

Bei einem Stiftungskapital von hunderttausend Franken ist es undenkbar, das Jahresbudget von rund fünfzig- bis sechzigtausend Franken aus dem Vermögensertrag zu finanzieren. Von der öffentlichen Hand (Gemeinde, Regionale Kulturkonferenz) stammen max. 20 %, aus privaten Quellen (Sponsoren, Co-Sponsoren, Inserenten, Donatoren) 80 %. Jährlich ist dabei wieder bei Null zu beginnen, d.h. es fliesst kein Geldstrom automatisch, sondern auf Gesuch hin muss stets von Neuem eine Finanzierungszusage erschlossen werden.

Mit Schreiben vom 28. März 1995 der Steuerverwaltung des Kantons Luzern wird der Stiftung bestätigt, dass sie die Voraussetzungen einer von der Einkommens- Gewinn, Vermögens- und Kapitalsteuer befreiten ausschliesslich gemeinnützigen Institution im Sinne der geltenden kantonalen und eidgenössischen Steuergesetze erfüllt. Zuwendungen natürlicher und juristischer Personen an die Stiftung für junge Musiktalente sind somit bei der Einkommens- bzw. Gewinnsteuer abziehbar. So ist diese Stiftung ein Modell zur Kulturförderung mit privatem und öffentlichem Sponsoring verbunden mit steuerlichem Anreiz geworden.

Zukunftspläne – Zukunftsängste

Das Megger Modell der Talentförderung durch Gewährung von Auftrittsgelegenheiten auf dem Gebiet der Klassischen Musik (Kammermusik, Orchesterkonzert) unter professionellen Rahmenbedingungen (Werbung, Organisation, Programmheft, Qualität der Räumlichkeiten, Medienpräsenz, Zahl der Besucher usw.) ist im Grunde einzigartig und hat sich als absolutes «Qualitätsprodukt » im Sektor «Klassik» etabliert. Dennoch ist der Erfolg für die Zukunft nicht garantiert. Einerseits ist gerade der Markt für klassische Musik im Raum Luzern stark gesättigt. Stichwortartig seien erwähnt die zahlreichen Veranstalter (Luzerner Sinfonieorchester, Lucerne Festival/Ostern/Sommer/Herbst, Musikhochschule Luzern usw.) und die magnetische Wirkung des KKL (Salle blanche), die wichtige Veranstalter nach Luzern lockt und damit das Angebot wesentlich vergrössert. Die Aktivitäten der Stiftung für junge Musiktalente werden somit stets im Schatten von Luzern stehen. Hinzu kommt, dass es bei jeder Institution eine «Lokomotive» braucht, die den Zug auf dem richtigen Geleise ins Ziel bringt. Wenn die Lokomotive ausfällt, steht der Zug still. Damit ist das Problem angesprochen, wie sich Musikbegeisterung auf Personen übertragen lässt, die bereit sind, die erfolgreiche Arbeit im Dienste junger Schweizer Musiktalente fortzusetzen. Die Nachfolgeregelung ist kein einfaches Problem und stellt den amtierenden Stiftungsrat vor eine echte Herausforderung. Es bleibt die Gewissheit, dass Kultur das «notwendigste Unnötige» darstellt, für das es sich zu kämpfen lohnt, und die Sorge, Menschen von dieser Notwendigkeit zu überzeugen und für eine konkrete Mithilfe zu gewinnen.

Dr. Herwig K. Zimmermann, Stiftungsratspräsident 1995-2011
gestorben, 28. August 2011